Samstag, 12. Mai 2007
Neubauten: I remember making Tocotronic
Um es noch einmal klar zu sagen: Ich erinnere mich daran, die Texte von Tocotronic, Der Plan: Die Peitsche des Lebens sowie einiges für die Einstürzenden Neubauten gemacht zu haben.

Wer möchte, kann mir ja Fragen stellen, wie die eine oder andere Textzeile zu verstehen ist. Für fast alles gibt es einen Hintersinn.

So sind z.B. mit "Meint ihr nicht: Wir könnten unsere Züge zigtausendfach, in falschen Farben, weltbewegend scheinen lassen?" die Züge gemeint, mit denen die Nazis ("falsche Farben" = das "braun" der Nazionalsozialisten) die Soldaten in den Krieg geschickt haben. Ich habe dabei immer noch das Bild eines durch eine grüne Landschaft fahrenden Zuges vor Augen, in dem lauter deutsche Soldaten sitzen, das ich vermutlich auch damals vor Augen hatte, als ich mir den Text ausdachte.

Tocotronic habe ich direkt ins Mikrofon gesungen. Das erklärt auch, dass die Texte alle so relativ langsam gesungen werden. Mir ist einfach schneller nichts eingefallen. Für die Einstürzenden Neubauten etwa habe ich die Texte erst aufgeschrieben und dann vertont.

Doch ich mache weiter mit der Erklärung zu dem ersten Song auf der CD der Einstürzenden Neubauten "Haus der Lüge": "Meint ihr nicht: Wir könnten unterschreiben, auf das uns ein bis zwei Prozent gehören, und tausende uns hörig sind?". Die Erklärung ist, dass ich meinte, für die Texte könnte ich ein bis zwei Prozent des Plattenpreises bekommen, und tausende von Fans würden dann meinen Texten lauschen.

"Meint ihr nicht: Wir könnten uns in Äther braten lassen und bis zum letzten Tropfen demm Verpackungshandel fronen?" hat als Bedeutung, dass die Klimaerwärmung (das Thema kam damals, Ende 1986, gerade auf) uns alle braten würde, sofern wir weiter unserem Verpackungsmüllhandel verfallen sind ("Mülltrennung" - auch damals ein aktuelles Thema).

"Meint ihr nicht: Wir könnten uns vergolden, auf vierzig Sprossen für unters Volk gebrachte Massen viele Monde Thronen." Die Erklärung lautet hier: Ich wollte damals, Anfang 1987, vierzig Tage in meinem Zimmer verbringen, ohne zu Essen und zu trinken (was ich natürlich nicht ganz einhalten konte), so wie die Juden damals nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre durch die Wüste wanderten. Ich nannte das Ganze damals "Durch die Wüste gehen". So sind die 40 Sprossen zu verstehen: jeden Tag eine Sprosse. Und in dieser Zeit würde ich etwas unters Volk bringen - die Musik, die ich machte und noch machen würde. Dafür würde ich viele Monde (="Monate") in der deutschen Musikszene bekannt sein.

Die letzte Strophe des Liedes läßt sich aber nicht so einfach erklären. Hier mischen sich die Sinne recht stark, so dass ich nur die einzelnen Sinnteile, die sich nicht zu einem Gesamtbild fügen, auflisten und nennen kann. Hier der Text:

"Meint ihr nicht: wir könnten es signieren, vielleicht sogar auch resignieren, und dieses Land gleich Eintagsfliegen, nur noch auf und ab und ab und auf bespielen, um später dann zurückzukehren, ganz aufgedunsen längst vergessen nur noch kleine Kreise ziehen?".

Hier ist wieder von "signieren" die Rede, also das "Unterschreiben" aus der ersten Strophe. Das mit dem "resignieren" ist dabei nur ein Wortspiel im Sinne von "Nochmal unterschreiben" (re- signieren, wieder unterschreiben). Mit den Eintagsfliegen ist gemeint, dass ich vielleicht viele Musikgruppen ausdenke, die nur Eintagsfliegen, also mit einem einzigen guten Song, machen werde. Das auf- und abbespielen soll soviel heißen, dass diese Songs überall gespielt werden werden. "Und später dann zurükzukehren, ganz aufgedunsen nur noch kleine Kreise ziehen" ist in etwa so zu verstehen, dass ich dann viel später mal vielleicht ganz dick werde und nur noch nicht so gute Sachen machen werde ("kleine Kreise ziehen").

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